Vier Erklärungen für diese Entfremdung zwischen Bürgern und Euro- pä ischer Union findet man in den öffentlichen Debatten. Eine erste Erklä- rung: Die großen Versprechen, mit denen die europäische Integration in den frühen 1950er Jahren startete, vor allem die Versprechen von europäischem Frieden und Wohlstand, überzeugen immer weniger Bürger, da der Zweite 8 Der verkannte Bürger Weltkrieg und der große Wirtschaftsboom in immer weitere historische Fer- ne rücken. Ein neues attraktives Narrativ, ein neues Versprechen der Euro- pä ischen Union müsste gefunden werden, damit die Bürger sich nicht ent- täuscht von der Union abwenden. Eine zweite Erklärung: Über die Köpfe der Bürger hinweg verschaffte sich die Europäische Union seit den 1990er Jahren in den Verträgen von Maastricht, Amsterdam, Nizza und Lissabon eine Vielzahl neuer Kompetenzen. Sie versäumte es, die Bürger ›mitzuneh- men‹ und sie vom Sinn dieser neuen Macht der Union zu überzeugen. Daher zerbrach der »permissive Konsens« zwischen den Bürgern und der Europa- politik, der vier Jahrzehnte gehalten hatte, und wurde ersetzt durch heftige öffentliche politische Diskussionen über die Europapolitik, verschärft noch durch die zahlreichen Europareferenden. Eine dritte, benachbarte Erklä- rung: Die Europä ische Union lässt die Bürger zu wenig zu Wort kommen. Sie leidet unter einem Demokratiedefizit. Sie hält vor allem das Europäische Parlament und deren Kompetenzen zu klein. Die Bürger wenden sich ab, weil sie in der immer mächtigeren Europäischen Union und gegenüber der angeblich mächtigen europäischen Bürokratie zu wenig zu sagen haben und die Union die Bodenhaftung bei den Bürgern verliert. Nach einer vierten Er- klärung schließlich hat die Europäische Union immer mehr mit der Rück- kehr des Nationalismus zu kämpfen. Dieser Nationalismus ist ein neuer glo- baler Trend auch in großen außereuropä ischen Nationen der Welt, in China und in den USA, in Russland und in der Türkei, die die internationale In- tegration immer häufiger ablehnen und daher die Europäische Union nicht mehr unterstützen, sondern bekämpfen. Anders als noch in den 2000er Jah- ren sieht sich die Europä ische Union von Gegnern umgeben. Dieser neue Nationalismus erfasste auch schon einzelne Regierungen der Mitgliedsländer der Euro pä ischen Union und fand in rechtsextremen Parteien in vielen euro- pä ischen Parlamenten – und damit auch unter Bürgern – Unterstützung. Alle diese Argumente suggerieren einen Niedergang der Europä ischen Uni- on unter den Bürgern. Alle diese Argumente haben daher eine historische Dimension und leben von der Idee, dass es in der Vergangenheit um die Be- ziehungen zwischen Bürgern und der Europapolitik besser stand.
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Vier Erklärungen für diese Entfremdung zwischen Bürgern und Euro-pä ischer Union مردی را در den öffentlichen Debatten پیدا کرد. Eine erste Erklä-rung: Die großen Versprechen، mit denen die europäische Integration in den frühen 1950er Jahren startete، vor allem die Versprechen von europäischem Frieden und Wohlstand، überzeugen immer derkanderkäntätgerund immer weitere historische Ferne rücken. Ein neues attraktives Narrativ, ein neues Versprechen der Euro- pä ischen Union müsste gefunden werden, damit die Bürger sich nicht ent-täuscht von der Union abwenden. Eine zweite Erklärung: Über die Köpfe der Bürger hinweg verschaffte sich die Europäische Union seit den 1990er Jahren in den Verträgen von Maastricht، آمستردام، Nizza und Lissabon eine Vielzahl neuer Kompetenzen. Sie versäumte es, die Bürger ›mitzuneh-men‹ und sie vom Sinn dieser neuen Macht der Union zu überzeugen. Daher zerbrach der »permissive Konsens« zwischen den Bürgern und der Europa- politik, der vier Jahrzehnte gehalten hatte, und wurde ersetzt durch heftige öffentliche politische Diskussionen über die Europapolitik, verschärft noch gehalten dich. Eine dritte, benachbarte Erklä-rung: Die Europä ische Union lässt die Bürger zu wenig zu Wort kommen. Sie leidet unter einem Demokratiedefizit. Sie hält vor allem das Europäische Parlament und deren Kompetenzen zu klein. Die Bürger wenden sich ab, weil sie in der immer mächtigeren Europäischen Union und gegenüber der angeblich mächtigen europäischen Bürokratie zu wenig zu sagen haben und die Union die Bodenhaftung bei den Bürgern verliert. Nach einer vierten Er- klärung schließlich hat die Europäische Union immer mehr mit der Rück-kehr des Nationalismus zu kämpfen. Dieser Nationalismus ist ein neuer globaler Trend auch in großen außereuropä ischen Nationen der Welt، در چین و در den USA، در روسیه و در der Türkei، die die internationale ادغام immer häufigerablehnen und daher die Europ. sondern bekämpfen. Anders als noch in den 2000er Jah-ren sieht sich die Europä ische Union von Gegnern umgeben. Dieser neue Nationalismus erfasste auch schon einzelne Regierungen der Mitgliedsländer der Euro pä ischen Union und fand in rechtsextremen Parteien in vielen euro- pä ischen Parlamenten – und damit auch unter Bürgern – Unterstützung. Alle diese Argumente suggerieren einen Niedergang der Europä ischen Uni- on unter den Bürgern. Alle diese Argumente haben daher eine historische Dimension und leben von der Idee, dass es in der Vergangenheit um die Beziehungen zwischen Bürgern und der Europapolitik besser stand.
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